22. April 2013

Telekom pfeift auf Netzneutralität

Die Telekom vertreibt ab Mai für Neukunden nur noch DSL-Volumen-Pakete. Eine echte Highspeed-Flat gibt es dann bei der Telekom nicht mehr.
Bei der Argumentation verstrickt die sich PR-Abteilung dann auch gleich in Widersrprüche, man müsse die Begrenzung einführen, um Geld für den Ausbau der Netze zu bekommen, andererseits behauptet man aber auch, für die meisten Kunden bliebe alles beim Alten. Wie das zusammenpasst wird nicht ganz klar. Außerdem, wozu die Netze ausbauen, wenn man sie nicht mehr nutzen kann?

Ab dem 2. Mai 2013 wird das Volumen je nach gebuchter Geschwindigkeit wie folgt begrenzt:

Tarife mit bis zu 16 Mbit/s: 75 GB
Tarife mit bis zu 50 Mbit/s: 200 GB
Tarife mit bis zu 100 Mbit/s: 300 GB
Tarife mit bis zu 200 Mbit/s: 400 GB

Wer nun denkt “75 GB, das trifft ja nur Filesharer”, der sollte lieber keine YouTube Videos in HD mehr schauen, oder halt andere HD-Filme bei beliebigen Online-Anbietern, auch Skype, HD-Audio-Streams, Foto-Up- und Downloads schlagen schnell mit einigen GB zu Buche. Wenn ich ein Wochenende mit der Kamera unterwegs bin, kommen schnell mal 30GB an RAW-Fotos zusammen. Schlimmer wird es noch, wenn man selbst Videos erstellt und diese versendet.

Auch das Syncen von Dateien mit diversen Cloud-Anbietern, das Updaten sämtlicher Software usw… 75GB sind ein Witz, das reicht bei mir keine Woche. Noch lustiger wird es, wenn man sieht, wer überhaupt mehr als 16 Mbit/s buchen kann, um an ein höheres Volumen zu kommen, selbst in Metropolenregionen geht das nur an einigen Stellen, auf dem Land wären viele ja mit mehr als 3 Mbit/s schon glücklich. Und um den Spaß richtig rund zu machen, werden 16 Mbit Kunden bei Erreichen des Volumens auf 384 kbit/s gedrosselt, das ist einfaches UMTS, also wie mit dem Fahrrad nach Moskau fahren. Die paar Leute, die 50+ Mbit/s bekommen können und bezahlen wollen, werden dann immerhin auf “nur” 6 Mbit gedrosselt, was gerade noch erträglich wäre – für die letzten 2-3 Tage im Monat.

Und weil das alles Quatsch ist, und man vor allem das eigene Produkt “Telekom Entertain” gegen die Konkurrenz etablieren will, wird der Traffic, der hier verursacht wird nicht auf das Volumen angerechnet. Ist doch praktisch, der Kunde zahlt mehr und doppelt und die Konkurrenz sperrt man auch gleich aus.

Tja, am Ende werden wir wohl auch auf Glasfaser von Google warten müssen, bis denen irgendwann alle Daten gehören und die Telekom dumm aus der Wäsche guckt – Ein Produkt namens “T-Offline” gab es ja schon vor einigen Jahren, als T-Online durch besonders miese Datenraten und Verbindungsprobleme aufgefallen war, vielleicht kommt der Slogan ja bald wieder. Mal gucken, die Kabelanbieter dürfte es freuen, wenn die den Unsinn nicht nachmachen.

Die neuen Tarife gelten nicht für Bestandskunden, sondern nur für Neukunden. Bestandskunden sollen frühestens ab 2016 betroffen sein. Leider ist man aber auch beim Umzug ein “Neukunde”. Netzneutralität geht anders.

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